Der Pool-Gedanke trägt doch noch Früchte

Ein Bürgerverein Landau, der am 15. November 2019 gegründet wurde, erntet die Früchte jahrelanger Arbeit. Auch wenn der Ausgang des Landliebe-Projekts Windkraft anders geplant war. Fakt ist: Das zukunftsweisende Pool-Modell hat dafür gesorgt, dass der Bau von Windkraftanlagen in Landau nicht auf Widerstand stößt. Lautstarken Protest hat es in der gesamten Zeit von Planungsbeginn bis zur Verwirklichung 2019 nicht gegeben. Das Pool-Modell hat auch dafür gesorgt, dass die Bergstadt auf ungewöhnliche Weise von den Investitionen in Windkraft profitiert.

Der zweite Anlauf

Beim ersten Anlauf zum Thema „Windkraft bei Landau“ 2005 hatte es heftigen Widerstand gegeben. Daraufhin gingen private Landeigentümer einige Jahre später neue Wege: Sie bildeten mit Hilfe des Maschinenrings Waldeck-Frankenberg den Windpool, der sich gemeinsam mit dem Investor ABO Wind für Anlagen auf freiem Feld zwischen Landau und Wolfhagen stark machte. Jeder, der dort Land besitzt, hatte die Möglichkeit, dem Pool beizutreten. 

Die Idee: Von den Einnahmen dieser Anlagen sollten nicht nur diejenigen profitieren, auf deren Grund die Windmühlen schließlich stehen würden, sondern möglichst viele derer, die dort Land besitzen. Dem ganzen Pool also käme der Ertrag zugute und außerdem der Bergstadt als Gemeinschaft dank einer jährlichen Spende.

Die Anlagen wurden aus Naturschutz-Gründen nach langem Ringen nicht genehmigt. Dafür drehen sich Ende 2019 zwei Mühlen im Stadtwald („Auf dem Kamp“)– auch dagegen hatte es keinen lautstarken Protest gegeben. ABO Wind lässt Landau jetzt als Folge von Verhandlungen nach langjähriger Kooperation freiwillig teilhaben: Der Investor hat zugesagt, der Bergstadt eine einmalige Spende in Höhe von 50.000 Euro zukommen zu lassen.

Der Bürgerverein Landau hat den Zweck, diese und andere Spenden anzunehmen, damit verschiedene Projekte finanziell zu unterstützen und dabei möglichst viele Einwohner der Bergstadt partizipieren zu lassen. „Wir haben uns mehrfach über andere Lösungsansätze wie etwa eine Stiftung informiert, sind aber einstimmig zu dem Schluss gekommen, dass eine Bürgervereinsgründung der richtige Weg ist“, bekräftigen Werner Schäfer, Gunthard Ohm und Gerhard Schäfer, die im Namen des Ortsbeirats und des Pool-Vorstands zur Gründungsversammlung eingeladen hatten.

Die Mühlen drehen sich

Ende des Jahres 2019 drehen sich zwei Mühlen im Stadtwald bei Landau – das Kapitel „Errichtung von Windkraftanlagen“ ist damit vorerst abgeschlossen. Ein Baustellenbesuch

Kleine Chronik anhand von WLZ-Berichten 2009-2013

„Einen zweiten Anlauf zum Bau eines Windenergieparks mit sieben Windmühlen vor den Toren der Bergstadt Landau haben jetzt die im Grundstückspool zusammengeschlossenen Landwirte gestartet“, hieß es in der Waldeckischen Landeszeitung vom 25. November 2009 im Bericht über eine Bürgerversammlung im Rathaussaal.

 „‚Wir haben das politische Klima beobachtet und festgestellt, dass sich bei vielen Mandatsträgern die Einstellung geändert hat“, stellte Poolsprecher Gerhard Schäfer zu Beginn der Bürgerversammlung im Landauer Rathaussaal fest und bekräftige, nach wie vor sei den Windkraft-Investoren daran gelegen, dass der ganze Ort an der Wertschöpfung teilhabe.“
Bürgermeister Jürgen van der Horst sprach sich für das Projekt aus, das Wertschöpfung und Arbeitsplätze für Landau schaffe und für saubere Energie sorge. Es biete Chancen für die Stadt Bad Arolsen, für Landau und für diejenigen, die sich finanziell engagierten wollten.
Trotz der Vorgeschichte und der breiten Ablehnung 2005 habe sich der Ortsbeirat seit einem halben Jahr mit dem Thema befasst, sagte Ortsvorsteher Dino Hentrich. „Die Zeiten ändern sich. Wir brauchen jetzt ein Stimmungsbild aus der Bevölkerung.“
Christiane Deuse plädierte im Sinne des Projekts Landliebe dafür, nachfolgenden Generationen Zukunftsweisendes zu hinterlassen. Einkommensmöglichkeiten und saubere Energie seien wichtige Beiträge für ein zukunftsfähiges Landau.
Von den ursprünglich geplanten elf Anlagen waren nach Rücksprache mit dem Bezirkskonservator sieben übriggeblieben, für die das Genehmigungsverfahren eingeleitet werden solle. Nabenhöhe: 140 bis 170 Meter, elektrische Leistung: zwei bis drei Megawatt. Gebaut werde nur, wenn es eine politische und gesellschaftliche Mehrheit in Landau gebe, hieß es. Schließlich gehe es um ein Projekt, das den Ort auf 20 bis 30 Jahre prägen werde.
Redebeiträge zeigten, dass es durchaus Einwände gab. Dennoch war die Grundstimmung dem Vorhaben gegenüber positiv.
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Der Bad Arolser Ausschuss für Umwelt, Planung und Stadtentwicklung befürwortet den Aufstellungsbeschloss für eine „Konzentrationszone Windkraft“ in der Gemarkung Landau im Rahmen des Flächennutzungplans. „Damit wird das öffentliche Planungsverfahren auf der Grundlage eines von den Investoren skizzierten Bereichs begonnen“, hieß es in der WLZ vom 22. November 2011.

Weiter: „In Zusammenarbeit mit dem Maschinenring Waldeck-Frankenberg soll ein Pookonzept für die Flächen errichtet werden, nach dem auch Grundstückseigentümer von dem Projekt profitieren können, auf deren Grund keine Anlage installiert wird.“ Der Ortsbeirat habe bereits zugestimmt. Zum wiederholten Mal taucht der Hinweis auf, dass die Fläche aus Sicht des Naturschutzbundes ein sensibler Bereich sei.

Das Bad Arolser Stadtparlament habe ohne Diskussion mit 28 Ja-Stimmen den Aufstellungsbeschluss für die Aufnahme einer „Konzentrationszone Windkraft“ in den Flächennutzungsplan gefasst, berichtet die WLZ am 1. Oktober 2011. Ortsvorsteher Tino Hentrich sagte vor dem Parlament: Nach Fukushima und der Energiewende in Deutschland komme wohl niemand mehr an der Windkraft vorbei. Er halte sich an den Leitspruch: „Global denken, lokal handeln“.

„Das Signal beim Thema Windkraft in Landau ist eindeutig: Der Ortsbeirat befürwortet den Verzicht auf Änderung des Flächennutzungsplans wie auch das Vorhaben, zwei bis vier Windmühlen im Stadtwald zu erreichen. Das Konzept des Pools in Landau gilt inzwischen als vorbildlich“, heißt es im WLZ-Bericht zur Ortsbeiratssitzung vom 16. März 2013.

Zuvor hatte der Pool, dem inzwischen rund 70 Landbesitzer angehören, eine wichtige Entscheidung getroffen: Jährlich soll ein fester Betrag aus dem Pachterlös von Windkraftanlagen der Bergstadt zugute kommen. „Dass jetzt jeder Beteiligte von seinem persönlichen Gewinn jährlich einen unveränderteren Betrag abgeben wolle – unabhängig vom Windertrag –, sei ein ungewöhnliches Modell“, zitiert die WLZ Gunthard Ohm. Dietmar Danapel lobte als Magistratsvertreter das Pool-Konzept als vorbildlich.

In Kürze soll ein Bauantrag für das Gebiet beiderseits der B 450 Richtung Wolfhagen gestellt werden. „Mit dem Vorhaben, im angrenzenden Stadtwald weitere Mühlen zu erreichten, springe die Stadt auf den fahrenden Zug auf“, zitiert die WLZ Gunthard Ohm weiter. Transparenz und gute Zusammenarbeit seien sowohl mit der Stadt als auch dem Investor zu erwarten. „Darum sei es auch nur folgerichtig, auf die Änderung des Flächennutzungsplans zu verzichten.“

Das Gebiet war zwischenzeitlich als Windvorrangfläche in den Entwurf des neuen Regionalplans aufgenommen worden.
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