Regionalentscheid 2017

Es war ein Kraftakt: Das grandiose Jubiläums-Schützenfest 2017 zu 500 Jahre Schützengilde in Landau bündelte monatelang alle Kräfte und rückte die Bergstadt zwei Wochenenden lang in den Mittelpunkt der Region. Nur drei Wochen später waren die Landliebe-Aktiven wieder am Start: Im Rahmen des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ empfingen sie zum dritten Mal eine Bewertungskommission. Das Ergebnis: dritter Platz im Regionalentscheid. Das brachte auch Pluspunkte für die erfolgreiche Bewerbung der Stadt Bad Arolsen um Aufnahme in das hessische Förderprogramm „Dorfentwicklung“. 2012 hatte es die Bergstadt beim Landesentscheid „Unser Dorf hat Zukunft“ auf den zweiten Platz geschafft.

Das Konzept

Das Konzept war denkbar einfach: Was hat sich verändert seit der letzten Teilnahme 2012? Die Erkenntnis war selbst für Landauer überraschend beeindruckend. Und so ließen sie vor allem diejenigen den Ort vorstellen, die zugezogen sind und mit ihrem Engagement die Bergstadt verändert haben und bereichern.

Am Ortseingang empfing Familie Eckert die Kommission: Sie hat einen lange leerstehenden Hof gekauft, saniert und mit drei Kindern, zwei Hunden und zwei Pferden bezogen. Fotos zeigten der Kommission alle in Landau lebenden Familienmitglieder in den Vereinen und Gruppen, in denen sie aktiv sind. Persönliches Fazit nach dem Umzug nach Landau: „Die beste Entscheidung, die wir treffen konnten.“

In der rundum sanierten Kirche fand die offizielle Begrüßung statt. Das Gotteshaus stellte Birgit Basteck vor, Neu-Landauerin und als Pfarrerin erst wenige Wochen im Amt. Rund 700.000 Euro sind investiert, von denen die Kirchengemeinde (mit rund 1000 Mitgliedern) knapp 137.000 Euro an Spenden gesammelt hatte. Rund 1000 Stunden unbezahlte Arbeit gehörten ebenfalls zum Resümee. 

Am Kump auf dem Marktplatz berichtete Sabine Marthiensen aus der ehemaligen Molkerei von ihrem ersten Einsatz als DLRG-Aufsicht im vereinsbetriebenen Landauer Freibad. Kump und Schwimmbad werden aus derselben Quelle gespeist. Der Kump verweist außerdem auf die ehrenamtliche Arbeit zur Erhaltung der Wasserkunst. An zentraler Stelle – auf dem Schulhof sozusagen – erfuhr die Kommission auch Wichtiges über den Erhalt der kleinen Schule und über das Rathaus, das aktuell eins der wichtigsten Landliebe-Projekte ist.

Neu ist zwar nicht die Stadtbücherei selbst, aber die moderne Entwicklung: seit 2008 computergestützte Ausleihe und inzwischen auch Online-Präsenz. Die Kommission lernte die Familie Rennert/Schäfer kennen, die die Bücherei seit 1986 Jahren leitet, und auch neue Leser aus der Wohngruppe im ehemaligen Forsthaus.

Den traditionsreichen Landgasthof Kranz haben Janny und Marcel Visser aus den Niederlanden übernommen und inzwischen gekauft. Heute heißt er „Waldecker Taverne“. Die Gästezimmer werden nach und nach saniert. Beide schilderten der Kommission ihre positiven Erfahrungen in der Bergstadt. 

Die wohl größten Veränderungen waren am und im Schloss zu sehen. „Schlossherr“ Alexander Fitz stand Rede und Antwort und ließ die Kommission im „Hochzeitszimmer“ in längst beziehungsweise gerade vergangene Zeiten eintauchen – mit einem Film, entstanden beim Schützenfest drei Wochen zuvor. Am Fuß der Freitreppe überreichten Kindergartenkinder der Kommission eine Schatzkiste mit Fotos zu jeder Station.

Als Zugezogene haben sie selbst die Offenheit Landaus kennen- und schätzen gelernt. Und wagten den Schritt, mit der Daniel Koch gGmbh Kindern in schwierigen Lebenssituationen ein Zuhause zu geben: Jana Westerwelle lebt mit ihrer Familie „auf der Stadt“ und eröffnete zusammen mit Nadine Wollmer (beide Geschäftsführerinnen) im alten Forsthaus das erste von mehreren Häusern der neu gegründeten gGmbH. Vor allem kleinere Kinder leben hier. Der Verein Freibad Landau schenkt ihnen jedes Jahr eine Familien-Saisonkarte.

Ein kleines Konzert setzte den Schlusspunkt unter den Kommissionsrundgang: Im Haus am Walde, ehemals Gaststätte, früher Molkerei, zeigten Malte Mekiffer (Piano) und Jonas Röllecke (Gitarre und Gesang) eindrucksvoll, wie und womit diese Lebensgemeinschaft den Ort bereichert. In Sichtweite von hier aus: die Wasserkunst und der Sportplatz, wo die Vorbereitungen liefen für das Turnier für und mit behinderten Menschen.

Aus dem Bericht der Bewertungskommission:

„In Landau wird scheinbar Gegensätzliches zielstrebig und trotzdem mit Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit zusammengeführt: Es ist eine Bergstadt – und kommt trotzdem (oder gerade deswegen) „rund“, ohne Ausreißer und Spitzen, mit geradezu selbstverständlicher Vollkommenheit daher, es verbindet Tradition und Zukunftsorientierung, Jung und Alt, Alteingesessene und Neuhinzugezogene, und lässt jedem seine Eigenheiten. Alles ergänzt sich zu einer farbigen Vielfalt, die trotz aller Unterschiede zusammen harmoniert!

(…) Inmitten dieser Aktivitäten hat sich ein wahres Energiezentrum entwickelt: Das Projekt Landliebe, das bereits über Jahre Potential-Erkennung und -Entwicklung in jedweder Hinsicht zum Inhalt hat und durch kreative Ansätze und Erschließung von Fördergeldern und Sponsoren nachhaltig wirksame Infrastruktur-Entwicklungen in Gang gesetzt hat und langfristig fortführt. (…)“

Rundgang mit der Kommission beim Landesentscheid

Landesentscheid 2012

„Landau hat Zukunft…!?“ hieß der Aufmacher der ersten Ausgabe des Infoblatts Landliebe Landau. Und am Rathaus ziert eine Holztafel einen wenige Jahre alten Baum – mit derselben Inschrift. Das galt 2010, als sich die Bergstadt zum ersten Mal wieder am Dorfwettbewerb beteiligte. Sigrid Göbel (beim Landkreis zuständig für Dorf- und Regionalentwicklung) hatte beim ersten Besuch in Landau festgestellt: „Sie sind genau auf dem richtigen Weg. Ich kann Ihnen kaum noch etwas raten.“ Die Ergebnisse beim Regional- und Landesentscheid bestätigten das: die höchste je vergebene Punktzahl auf regionaler und Vizemeister auf Landes-Ebene.

Beim Landesentscheid im Juni 2012 landete die Bergstadt auf dem zweiten Platz – mit einem Punkt Rückstand auf den Sieger. Alle weiteren sechs Teilnehmer folgten mit deutlichem Abstand. Außerdem bekamen die Bergstädter einen Sonderpreis für das „hohe Engagement der vielfältigen Aktivitäten in dem Projekt Landliebe als herausragende Einzelleistung“.

2011 hatte Landau den Regionalentscheid  mit 92,05 von 100 möglichen Punkten gewonnen – die höchste Punktzahl, die im Landkreis bei diesem Wettbewerb jemals vergeben wurde.  „Die Leitlinie des Dorfes ‚Vielfalt erhalten – unsere Zukunft gestalten‘ ist überall spürbar, in nahezu allen Bereichen ist man aktiv, um sich für die Zukunft zu rüsten“, urteilte die Jury.